Direkt zum Hauptbereich

Der Große Plakat-Qualitäts-Check

Irgendwie sind sie mir ans Herz gewachsen, die Plakate der Kandidatinnen zur Bundestagswahl – ich hege und pflege sie wie ein Haustier. Jeden Morgen bin ich auf Gartenzaun-Kontrollgang. Meist ist alles gut. Aber nach fast zwei Wochen #demokratieanmeinemgartenzaun gibt es erste Verfalls-Anzeichen. Besonders hart hat es das Plakat der GRÜNEN getroffen, das ja schon vom Laternenpfeiler an den Zaun umziehen musste. Ich habe heute eine Generalüberholung aller Plakate vorgenommen und sie auf Leib und Seele nach ihrer Wahlkampftauglichkeit überprüft – natürlich nicht die Inhalte, sondern nur ihre Material-Qualität. Hier das unbestechliche Test-Ergebnis:

Die SPD scheint ein Kleisterproblem zu haben, und das nicht nur an meinem Gartenzaun.
Qualität: Gedrucktes Plakat auf Sperrholz-Gestell, das wahrscheinlich schon in Hans Koschnicks Wahlkampf verwendet wurde.
Positiv: Die Plakat-Ständer können auch dann noch verwendet werden, wenn die SPD irgendwann Mal wieder eine Chance hat, stärkste Partei im Bund zu werden. Im Kern so wie die Sozialdemokratie selber: Nicht hübsch, aber irgendwie unkaputtbar.
Negativ: Kaum ein Plakat in Bremen überlebt lange. Sowohl an meinem Gartenzaun als auch anderenorts: Der Kleister löst sich, die Gesichter hängen auf den Boden. Kopf hoch, Genossen!   


Die Grünen setzen auf biologisch abbaubar – leider setzt der Verwesungsprozess schon vor der Wahl ein.
Qualität: Gedrucktes Plakat auf Öko-Pappe mit Kabelbindern angebracht.
Positiv: Dieses Plakat ist garantiert ökologisch abbaubar. Das stellt es schon nach wenigen Bremer Regenschauern unter Beweis. Wahrscheinlich keine Lebensmittelfarbe, dafür aber ein Doppel-Plakat mit einer Art IKEA-Faltvorrichtung zum praktischen Anbringen.
Negativ: Eindeutig das labilste Plakat an meinem Gartenzaun. Nicht nur, dass die Pappe sich durch den Regen auflöst, auch die vorgestanzten Löcher zerfransen. Auflösungserscheinungen.  

Die CDU setzt plakattechnisch auf Perfektionismus. Keine Schäden bislang.
Qualität: Plakat auf Plastik gedruckt – sehr, sehr groß. Aber auch stabil.
Positiv: Neulich gingen drei Halbstarke mit Ghettoblaster an meinem Büro vorbei, einer fühlte sich so stark, dass er sich am Motschmann-Plakat austoben wollte. Aber die Dame auf Plastik war stärker. Irgendwie unkaputtbar das Ding.
Negativ: Aber das gilt wahrscheinlich auch für die Zeit nach der Wahl. Biologisch abbaubar ist dieses Plakat sicher nicht. Vielleicht wird Herr Motschmann sich das Wohnzimmer mit einigen davon plakatieren, wenn seine Frau nach Berlin pendelt. Aber der Rest? Wahlplakat-Endlager? Oder Elisabeth Motschmann kandidiert einfach in 16 Jahren erneut.  
Die LINKE setzt auf das gleiche Plastik wie die CDU – nur ein bisschen kleiner.
Qualität: Auch dieses Plakat ist auf Plastik gedruckt. Und damit schier unverwüstbar.
Positiv: Zahlreiche Löcher für Kabelbinder, quasi das 50-Shades-of-red-Modell unter den Plakaten: voll fixierbar! Praktisch beim Anbringen: schnell, effizient, schwer abzubekommen.
Negativ: Man muss mit diesen Dingern schon genau arbeiten. Das Plakat wurde zu bodenseitig angebracht, und damit bekommt Frau Achelwilm eine kleine Falte, kurz unter den Augen. Ansonsten auch hier: Bio-Punkte – nun ja. Diese Plakat-Form ist der Diesel unter den Wahlplakaten. Ein ausdauernder Arbeiter ohne Recycling-Garantie. 

Auch die die FDP setzt auf Well-Plastik und macht sich damit weitgehend unzerstörbar..
Qualität: Auch Lencke Steiner hat sich auf unkaputtbaren Plastik drucken lassen.
Positiv: Das Plakat ist sicherlich stabiler als ein iPhone mit Panzerglas. Ein bisschen lustig, dass es aus der gleichen Plakat-Manufaktur zu kommen scheint wie die Aufsteller der LINKEN.  Die FDP hat als letzte ihr Plakat aufgehängt, mein kleiner Baum bietet allerhand Schutz vor dem Bremer Regen. Aber bislang waren keine Nachbesserungen nötig. Selbst die Schmutz-Spritzer von den vorbeifahrenden SUVs perlen an diesem glatten Wahlplakat einfach ab.
Negativ: Eigentlich nichts, außer der Öko-Faktor, aber, hey: das ist die FDP! 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das große Fest

Was mit einem Plakat der GRÜNEN an der Laterne vor meinem Haus begonnen hat, wurde nun endlich gefeiert: Über 70 Nachbarn und Arberger waren zum Fest von #demokratieanmeinemgartenzaun gekommen. Und tatsächlich: Alle Spitzenkandidatinnen für Bremen (allein Sarah Ryglewski meldete sich am Vormittag krank – gute Besserung!). Keine großen Reden war die Devise, sondern Gespräche von Mensch zu Mensch. Und die wurden gesucht und gefunden und ziemlich lange geführt. Von Kirsten Kappert Gonther(GRÜNE), Elisabeth Motschmann (CDU), Doris Achelwilm (LINKE) und Lencke Steiner (FDP). Zur Vorbereitung wurden nicht nur Kuchen gebacken, Kaffee gekocht, Sekt und Bier kaltgestellt, sondern auch Propagandamaterial bei den Parteizentralen abgeholt. Und vielleicht ist dieses eine der lustigsten Erkenntnisse von #demokratieanmeinemgartenzaun. Gerade in der kleinen Geste lauert oft das größte Klischee (bei der Bestellung der Info-Materialien ebenso wie beim Plakat-Praxis-Test ). Die CDU-...

Fest der Demokratie am Gartenzaun am 15. September

Ihr habt es nicht anders gewollt! Die Schilder an meinem Gartenzaun waren also nur ein Vorspiel. Alle Bremer Spitzenkandidatinnen für die Bundestagswahl haben sich bei #demokratieanmeinemgartenzaun verewigt und damit auch uns hier in Arbergen gezeigt, dass sie es ernst meinen. Danke für das Engagement! Ich beobachte jeden Tag aus meinem Büro, wie die Menschen stehenbleiben, schauen, diskutieren – Demokratie als erlebbare Debatte vor Ort. Nun soll es weitergehen: Kirsten Kappert-Gonther von den Grünen hat sich für Freitag, den 15. September um 14:30 Uhr angekündigt. Sie wird mit ihrem Fahrradwahlkampfmobil nach Arbergen radeln – frischen Kaffee im „Kofferraum“. Und auch Lencke Steiner von der FDP versucht zu kommen. Die anderen Spitzenkandidatinnen werden ebenfalls eingeladen oder können Vertreter Ihrer Parteien schicken. Für den Rest sorgen dann wir: Stehtische, Kuchen, Fingerfood, vielleicht auch ein kühles Bierchen... Und vor allen Dingen: gern auch noch andere Kandidatinnen od...

23 Stunden und 39 Minuten ehrliche Politik

Die Täter haben ausgerechnet zugeschlagen, als ich auf dem Marktplatz war ( siehe hier ).  Martin Schulz war noch gar nicht aufgetreten, als ich eine SMS von meinem Nachbarn bekam: " 16:39 Uhr, ciao 20er "! Und, ja, ich war ein bisschen enttäuscht: ehrliche Politik in Arbergen – sie hat genau 23 Stunden und 39 Minuten gehalten! Einen Tag zuvor, um 17:00, habe ich gemeinsam mit dem Chef der "Partei", Marco Manfredini, sein Plakat an meinen Gartenzaun gehängt – neben das von Kirsten Kappert-Gonther und das von Sarah Ryglewski . "Ehrliche Politik für ehrliche Bürger" stand darauf, und darunter hatte Manfredini fast die gesamte Parteikasse der "Partei" getackert: einen nagelneuen 20 Euro-Schein. Nun ist er futsch. Nicht einmal die von der "Partei" eingebaute Diebstahlssicherung hat funktioniert: "Du bist gemein und doof" stand unter dem Geldschein. Wer ist nur derart gewissenlos? Zum Glück wohne ich in Arbergen – hier gibt...